Do what you fear…der erste Auftritt

Ende März entdecke ich (zufällig?) einen Flyer, auf dem „Open Mic Sessions“ an meiner Hochschule beworben werden. Obwohl es bei diesen monatlichen Treffen ums Musizieren geht, schreibe ich aus Neugier und Übermut ein Mail an die Veranstalter, ob ich dort auch hinkommen darf wenn ich, anstatt zu singen, einen Poetry Slam-Text performe. Noch am selben Tag kommt eine begeisterte Zusage. Ich bin mehr als überrascht.

Mein bester Freund meint dazu nur: „Kennst du Zeichen? Das ist eines!“
Also heißt es jetzt: Text lernen!!

Anfang April ist es soweit.
Würde mich meine große Schwester an diesem Abend nicht zur moralischen Unterstützung begleiten, ich wäre beinhart sitzen geblieben als mein Name aufgerufen wird…mein Herz springt fast durch den Brustkorb und ich zittere am ganzen Körper, doch meine Beine nehmen unbeirrt Kurs auf die Bühne.

Erste Challenge: Das Mikrofon. Ich traue mich nicht mal, es zu berühren, also steh ich da wie angewurzelt und versuche, dabei halbwegs entspannt zu wirken. Keine Ahnung wie´s tatsächlich aussieht – bevor ich länger nachdenken kann höre ich mich schon sprechen.

Mein Blick wandert durch die Zuschauerreihen und ich stelle fest, dass der ganze Saal an meinen Lippen hängt.
Kein Getuschel, am-Handy-rumwischen, Rascheln, Sesselrücken,…nichts. Nur meine Stimme und ein Haufen aufmerksame Augenpaare.

Zweite Challenge: Die Luft. Ich bin so nervös und konzentriert, dass ich scheinbar ein paar Mal aufs Ausatmen vergessen habe, denn mitten im Text hab ich das Gefühl: Jetzt kipp ich um. Interessanterweise kriegt das niemand mit – und ich bin auch nicht umgefallen.

Dritte Challenge: Das Ende. Ich hatte mir nicht überlegt, was ich mache wenn ich fertig bin. Kopf senken und weggehen? Grinsen und warten? Danke sagen? „Wohoooo, ich lebe noch!“ rufen?

Mein Text ist zu Ende. Und es ist so gespenstisch still im Raum, man könnte eine Stecknadel fallen hören.
Ich starre ins Publikum und die Leute starren auf mich. Es ist wie der Moment zwischen Blitz und Donner, wenn man so lange im Kopf zählt bis es kracht. Ich halte diese Spannung nicht lange aus und entscheide mich, ein  „Danke“ ins Mikro zu flüstern, denn völlig egal was jetzt kommt, ALLES ist besser als diese beklemmende Stille.

Es kommt Applaus. Es kommen begeisterte Pfiffe. Es kommen Jubelrufe. Leute, die ich nicht kenne, klopfen mir auf die Schulter, strahlen mich an und reden auf mich ein. Meine Schwester hat Tränen in den Augen. Und ich ebenfalls.
Ich lasse mich auf meinen Sessel fallen und zittere fast mehr als vorher, aber diesmal vor Erleichterung. Sehe mir noch zwei Musikperformances an, beantworte ein paar Fragen und verlasse das Gebäude um gefühlte 10 Zentimter größer 🙂

Fazit: Feuertaufe bestanden!

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